Robert Leyh

Die Evang.-Luth. St. Walburgskirche in Großhabersdorf

Geschichtlicher Überblick

1000 vermutlich Entstehung einer der hl. Walburga geweihten Kirche
1169/70 erste urkundliche Erwähnung der 0rtschaft Hadewartesdorf
1269 bestätigt Papst Bonifaz IV. dem Kloster Heilsbronn Güter in Großhabersdorf
1285 erhält der Reichsministeriale Albwert Rindesmvlus Kirchenbesitz in Großhabersdorf und Fernabrünst
14. Jh. Erbauung der Choranlage und des Turmes
1427 Plünderung der Ortschaft durch die Hussiten
1444 Nennung der "Fürstenherberge": das Gasthaus 'Zum Roten Roß'
1449 im Ersten Markgrafenkrieg brandschatzen Nürnberger Truppen die Ortschaft Großhabersdorf und 14 weitere Dörfer
nach 1450 Errichtung des Langhauses und Aufstockung des Turmes um ein
Schallgeschoss
nach 1480 Anschaffung einer Kirchenglocke
um 1500 Entstehung des Ölberges
1516 Erwähnung der Turmuhr
1621 Durchzug der beiden großen Kriegsheere des Grafen von Mansfeld und des Generals Tilly
1632 Peinigung der Landbevölkerung und Zerstörung Großhabersdorfs in Zusammenhang mit der Schlacht an der Alten Veste
1633-40 Reparaturen an der Kirche
1699 Erneuerung des Kirchenpflasters
1726/28 Barockisierung des Kirchenraumes
1797 Entfernung der Scharwachttürmchen am Kirchturm
um 1830/40 Anschaffung des Kirchengestühls
1909 Anbau der beiden querhausartigen Stiegenhäuser
1937 elektrische Beleuchtung des Kirchenraumes
1947 Instandsetzung der Kirche
1948 Rückkehr der großen Glocke vom Hamburger Glockenfriedhof
1953/54 Erneuerung und Ergänzung des Geläuts, Verstärkung des Glockenstuhls, seit 1955 elektrisches Läutwerk
1961/63 Neueindeckung von Turm- und Kirchendach
1977 Erneuerung der Kirchentüren
1981/83 Umfassende Innenrenovierung der Kirche mit Orgelerneuerung, Freilegung des Sakramentshaus-Freskos (1987 abschließend restauriert)
1999 Außenrenovierung

Zeitungsausschnitt

Die zahlreichen Kunstschätze in der evangelisch-lutherischen St. Walburgskirche waren sicher nicht der Anlass für Pfarrer Otto Schrepfer, sich nach Großhabersdorf versetzen zu lassen, wo er seit 1. März dieses Jahres tätig ist. Aber er schätzt diese künstlerisch und historisch wertvollen Inhalte seiner Kirche sehr, sind sie für ihn doch auch ein Ausdruck dafür, dass über Jahrhunderte hinweg durch einen tiefen religiösen Glauben der Mitglieder der Kirchengemeinde diese Kunstschätze erst ermöglicht wurden. "Sie kommen durch die sorgfältige Pflege dieser Kostbarkeiten und die wundervolle Renovierung der Kirche durch meinen Vorgänger Friedrich Rommel in den achtziger Jahren nun erst richtig zur Geltung," stellt Pfarrer Schrepfer bewundernd fest.

Einen ganz besonderen persönlichen Bezug hat für ihn der im 18. Jahrhundert geschaffene Taufstein, dessen Taufbecken von einem Engel mit beiden Händen über seinem Haupt gehalten wird. Den tieferen Sinn der Taufe verkörpert die darüber befindliche Gestalt des Johannes des Täufers. Pfarrer Schrepfer wird durch diesen Engel an den Psalm 91, Vers 11 erinnert: "Denn er hat seinen Engeln befohlen". "Diesen Chorsatz von Felix Mendelssohn-Bartholdy hat der Windsbacher Knabenchor oft gesungen und er bleibt für mich eine schöne Erinnerung." Und von vielen Eltern wird dieser Psalmvers auch als Taufspruch gewählt, was für Pfarrer Schrepfer ebenfalls einen Bezug zu diesem Taufstein darstellt. Ein weiteres Kleinod der Kirche ist das erst Anfang der achtziger Jahre freigelegte Fresko auf der Orgelempore, in dem der Priesterkönig Melchisedek mit Abraham und Lot Brot und Wein segnet. In dieser alttestamentarischen Szene sieht Pfarrer Schrepfer eine direkte Linie zu Jesus im Neuen Testament, der im Abendmahlsaal seinen Jüngern Brot und Wein gereicht hat, und zur heutigen Kirchengemeinde, die im Gottesdienst beim Abendmahl diese Gaben empfängt.

An der nördlichen Außenwand der Kirche befindet sich eine Ölberggruppe, deren Sandsteinfiguren wohl um 1500 entstanden sind. "Gerade durch die sorgfältige Renovierung vor einiger Zeit kommt dieses zentrale Geschehen im Leben Jesu im Garten Gethsemane eindrucksvoll zur Geltung," resümiert Pfarrer Schrepfer.

Das Positive des christlichen Glaubens sieht er in den beiden Auferstehungsbildern über dem Altar und an der südlichen Längsseite verwirklicht, die auch thematisch zur hellen, licht-durchfluteten Atmosphäre des Gotteshauses passen. Ein großes Lob zollt er den Initiatoren der Innenrenovierung der Kirche in den achtziger Jahren, bei der alle Gegenstände und Darstellungen originalgetreu wiederhergestellt wurden: Das Speisegitter am Altar, die Schiebefenster an den sog. Herrschafts- oder Frauenstühlen, die für Personen gedacht waren, die in der Öffentlichkeit eine besondere Stellung hatten, die Kreuzrippen mit dem Christuskopf als Schlussstein im Chorraum der Kirche. Die im Kirchenraum dominierenden Farben weiß, blau und gold symbolisieren anschaulich das Ineinandergreifen von Himmel und Erde.

Über all diesen Kunstschätzen in seiner neuen Wirkungsstätte, der evangelisch-lutherischen St. Walburgskirche, waren es aber doch in erster Linie die Menschen der Pfarrgemeinde, die ihn zum Wechsel nach Großhabersdorf veranlassten. Nach zwölfjähriger Tätigkeit als Direktor des Studienheimes des Windsbacher Knabenchores wollte er nun wieder alle Probleme jüngerer und älterer Menschen in den verschiedenen Lebenssituationen kennen lernen, von der Taufe bis zum Begräbnis. Und doch spielen für Pfarrer Otto Schrepfer die Kunstschätze seiner Kirche bei der Ausübung religiöser Tätigkeiten im Gotteshaus eine unterstützende, ja un-verzichtbare Rolle, weil sie eben für diese Handlungen einen würdigen Rahmen darstellen. GÜNTER GREB



Zeitungsausschnitt

Johann Sebastian Haas wurde durch das Engagement der Familie in der landes-kirchlichen Gemeinschaft schon als junger Mensch geprägt. Sein Vater Hans Haas war bereits Mitglied des Kirchenvorstandes in Vincenzenbronn. 1956 zog Sebastian Haas nach Großhabersdorf, wo er die Landwirtschaft in der Bachstraße übernahm und den Beruf des Metzgers erlernte. Seit 1945 spielt er im Posaunenchor und 1970 wurde er erstmals in den Großhabersdorfer Kirchenvorstand gewählt, aus dem er 1994 auf eigenen Wunsch ausschied, um sich ganz der Arbeit als Kirchenpfleger widmen zu können. In dieser Funktion nimmt er aber weiterhin an den Sitzungen des Kirchenvorstandes als beratendes Mitglied teil; im Bauausschuss hat er Stimmrecht. Welchen zeitlichen Aufwand die Tätigkeit eines Kirchenpflegers erfordert, wird an der Auflistung von größeren Vorhaben in den vergangenen dreißig Jahren deutlich: In der Hadewartstraße wurde ein neuer Kindergarten gebaut, das Pfarrhaus am Kirchberg musste 1973 und jetzt erneut renoviert werden, die Alte Schule wurde zu einem Arzthaus und dann zur zweiten Pfarrstelle umgebaut, Ende der 70er Jahre wurde der Friedhof nach Westen hin erweitert, Anfang der 80er Jahre wurde die Kirche renoviert und 1985 wurde das evangelische Gemeindezentrum mit der Pfarrscheune gebaut. Derzeit werden das zweite Pfarrhaus trockengelegt und die Außenanlagen des Kindergartens verbessert. "Alle diese Projekte erfordern nicht nur viel Verwaltungsarbeit, als Kirchenpfleger muss man auch vor Ort immer wieder mit dabei sein," stellt Sebastian Haas fest. Immerhin hat der Haushalt der Kirchengemeinde ein Volumen von ca. 1,5 Millionen Mark jährlich, davon über 1 Million für die beiden Kindergärten. Erfreut zeigt er sich darüber, dass mit Pfarrer Rommel finanzielle Rücklagen geschaffen werden konnten, so dass alle Aufgaben nun leichter finanziert werden können.

Obwohl es nicht zu den Aufgaben des Kirchenpflegers gehört, hat sich Sebastian Haas für die Neuanlage der Kriegsgräber auf dem Großhabersdorfer Friedhof sehr engagiert. (Foto) Beim Verband Deutscher Kriegsgräber ließ er nicht locker, bis dieses Projekt aufgegriffen wurde. Kirchengemeinde, politische Gemeinde und der Verband übernahmen zu je einem Drittel die Kosten und so konnte vor zwei Jahren die Kriegsgräberanlage neu angelegt und offiziell eingeweiht werden.

Wenn es ihm seine Gesundheit erlaubt und auch auf ausdrücklichen Wunsch des neuen Pfarrers Otto Schrepfer will Sebastian Haas das Amt des Kirchenpflegers noch einige Zeit ausüben und sich um die Finanzen der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Großhabersdorf so sorgfältig wie seit 26 Jahren kümmern. GÜNTER GREB



Zeitungsausschnitt

Namen im Gespräch
Konrad Hofmann, Wolfgang Lang und Heiko Wenning, Vorstandsmitglieder des Großhabersdorfer Gewerbeverbandes, übergaben an Pfarrer Otto Schrepfer von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde, die die Trägerschaft über den Friedhof hat, 20 Gießkannen, mit denen vor allem älteren Leuten das Gießen der Gräber erleichtert werden soll. Die Gießkannen werden an den Wasserentnahmestellen im Friedhof deponiert, wo auch schon entsprechende Halterungen angebracht wurden. Pfarrer Schrepfer und Willy Kunstmann, Mitglied des Friedhofsausschusses, bedankten sich bei der Vorstandschaft des Gewerbeverbandes für diese sinnvolle und praktische Anschaffung. Günter Greb

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